Deutsche Bürgerstiftungen national und international an der Spitze
Trotz Wirtschaftskrise hat sich die Zahl der Neugründungen bundesweit von 28 im Jahre 2007 auf 32 im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Mit diesem Wachstum ist Deutschland international die Nummer zwei im Bürgerstiftungsbereich. Mit gegenwärtig 210 Bürgerstiftungen (davon tragen 168 das Gütesiegel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, darunter auch die Bürgerstiftung EmscherLippe-Land) ist Deutschland nach den USA nun weltweit das Land mit den meisten Bürgerstiftungen.
Aus der Region für die Region
„Eine Gemeinschaft lebt vom Engagement jedes Einzelnen“, machte Ludger Suttmeyer, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung EmscherLippe-Land gestern zu Beginn seines Rückblicks auf das Jahr 2008 deutlich. „Und für das gemeinsame Engagement in unserer Region gibt es kein besseres Modell als das unserer Bürgerstiftung, die auch im vierten Jahr ihres Bestehens eindrucksvoll mit dazu beigetragen konnte, die Zukunft unserer Region auf Dauer zu sichern. Von der Volksbank initiiert und von vielen Privat- und Geschäftsleuten begleitet, gefördert und sowohl ideell als auch finanziell unterstützt, konnten wir im vergangenen Jahr einmal mehr zahlreiche gesellschaftliche Vorhaben in den unterschiedlichsten Bereichen wie z.B. Kinder-, Alten- und Behindertenhilfe oder Bildung und Erziehung, für die keine oder nur unzureichende öffentliche Mittel bereitstanden, nachhaltig unterstützen.“
Ludger Suttmeyer und sein Vorstandskollege Dr. Thomas Hölscher zeigten sich vor dem Hintergrund des Erreichten sehr zufrieden mit dem Verlauf des zurückliegenden, mit verschiedenen Höhepunkten angereicherten Geschäftsjahres 2008, in dem das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt und die Lebensqualität durch die Arbeit der Bürgerstiftung weiter verbessert werden konnte.
Stiftungskapital hat sich positiv entwickelt
Um mehr als 30.000 auf über 193.000 Euro hat sich das Stiftungskapital durch zahlreiche Zustiftungen im Jahresverlauf 2008 entwickelt. Damit hat es sich gegenüber dem Startkapital nahezu vervierfacht. Die Zustiftungen, die dem Stiftungskapital auf Dauer zur Verfügung stehen, wurden von insgesamt 99 Privatpersonen und von 3 Unternehmen vorgenommen. Entsprechend haben sich auch die Erträge hieraus ausgeweitet, die dazu verwendet wurden, unterschiedliche gesellschaftliche Projekte und soziale Notsituationen in den fünf Regionen Wal-trop, Datteln, Oer-Erkenschwick, Castrop-Rauxel und Lünen zu unterstützen.
Das Stiftungskapital insgesamt – eingebunden hierin sind auch die Geldmittel der vier Partnerstiftungen – beläuft sich sogar auf 329.000 Euro. Das sind über 40.000 Euro mehr als noch zum Ende des Vorjahres.
Stiftungserfolge
Auch in 2008 konnte die Spendenvergabe erfreulich breit gefächert werden: Insgesamt kamen 25.000 Euro an 26 Einrichtungen zur Ausschüttung.
Allein 10.000 Euro hatte die Bürgerstiftung für die dritte Staffel des Schulwettbewerbs „Miteinander – Füreinander – Voneinander“ Leben und Lernen in der Grundschule“ ausgelobt. 10 Schulen hatten sich mit bemerkenswertem Engagement mit der Thematik auseinandergesetzt. Die fünf ersten Plätze wurden insgesamt mit 7.500 Euro honoriert. Aufgrund des durchgehend hohen Niveaus der eingereichten Projekte waren sich die Jurymitglieder einig, dass auch die Beiträge der übrigen fünf Schulen neben der verbalen Anerkennung eine finanzielle Unterstützung in Höhe von jeweils 500 Euro verdient hätten. Der erste Preis ging an die Wittekindschule in Brambauer, die Albert-Schweitzer-Schule in Oer-Erkenschwick wurde mit einem 2. Preis ausgezeichnet, als Drittplatzierter nahm die Viktoriaschule in Lünen ebenfalls einen ansehnlichen Geldpreis entgegen. „Als Ehrengast“, so Ludger Suttmeyer, „konnten wir den FC-Schalke 04-Botschafter Olaf Thon begrüßen, welcher der Preisverleihung im vergangenen Monat einen besonderen Glanz verlieh, indem er sich sowohl vom Vorstand der Bürgerstiftung als auch von Schülern der Siegerschulen interviewen ließ, beim Torwandschießen selbst in Aktion trat und geduldig die nicht enden wollenden Autogrammwünsche erfüllte.“
Weitere 15.000 Euro wurden im Frühjahr und im Herbst 2008 dorthin übergeben, wo es besondern geboten erschien, so zum Beispiel an den Waltroper Laden, das Dattelner Palliativzentrum, die Evang. Kirchengemeinde Oer-Erkenschwick, den Deutschen Kinderhospizverein in Lünen und den ambulanten Hospizdienst in Castrop-Rauxel.
Ein weiterer – wenn nicht gar der Jahreshöhepunkt – ging im September in der Waltroper Stadthalle über die Bühne. „Erleben Sie einen bunten Streifzug durch die Welt des Musicals“ forderten die Initiatoren der Bürgerstiftung gemeinsam mit der Moderatorin Gabriele Ramm auf. Jeder der rund 20 Beiträge namhafter Gesangstars aus der Musicalszene wurde mit viel Applaus belohnt und zum Ende der Veranstaltung riss es die rund 600 Besucher sogar zu stürmischen Beifallskundgebungen hin. Der Erlös für die Bürgerstiftung belief sich auf 7.500 Euro – Geld, das den örtlichen Musikschulen für das Projekt ‚Jedem Kind sein Instrument‘ zugute kommen soll.
Partnerstiftungen
Dank der Carl Beermann Stiftung konnte in 2008 die Finanzierung der Mittagsverpflegung an insgesamt sieben Waltroper Ganztagesschulen sichergestellt werden. Die Bürgerstiftung EmscherLippe-Land sowie ihre Partnerstiftung ziehen bei der Umsetzung des Landesprogramms „Kein Kind ohne Mahlzeit“ gemeinsam mit der Stadt Waltrop an einem Strang mit dem Ziel, die Finanzierung der Mittagsverpflegung an Ganztagsschulen bei finanzschwachen Familien sicherzustellen. Bis zum Jahresende gingen über 25.000 Euro auf das eigens eingerichtete Spendenkonto 9.666.311 bei der Volksbank eG, Waltrop, ein – vielfach als kleine, teils aber auch als größere Spenden. „Und die Welle der Hilfsbereitschaft insbesondere aus Waltrop und Umgebung hält erfreulicherweise weiter an“, gaben sich Ludger Suttmeyer und sein Vorstandskollege zuversichtlich auch für das Jahr 2009. In Folge hiervon ist mittlerweile sogar ein erster Kindergarten mit Ganztagesbetreuung von Martin Stania in die Lage versetzt worden, zahlreiche bedürftige Kindern mit einem warmen Mittagessen zu versorgen.
Nachhaltige Unterstützung erfuhren zudem die Dattelner Kanuten, die Anfang dieses Jahres 1.000 Euro aus den Erträgen der Partnerstiftung „Horst Dieter Szewczyk Stiftung“ in Empfang nehmen konnten, um damit die Anschaffung eines neuen Rennvierers zu finanzieren.
Zudem wurde die neu gegründete vierte Partnerstiftung, die Maria und Heinrich Milk Stiftung vorgestellt. Sie hat sich der Förderung von hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen aus der Region in punkto Bildung und Erziehung verschrieben. Auch Einrichtungen der Behindertenhilfe und die ambulante und stationäre Betreuung von Kindern in Hospizen sollen intensiv gefördert werden. Vom selbstlosen Engagement der Milks zeugte nicht nur eine großzügige Spendenvergabe an die Kleine Oase, Datteln und die Caritas-Hausaufgabenhilfe Waltrop/Oer-Erkenschwick in Höhe von insgesamt 4.250 Euro bei Bekanntmachung ihrer Partnerstiftung, sondern auch der aktive persönliche Einsatz bei verschiedenen Maßnahmen der Bürgerstiftung.
Eine weitere Förderung ist von Seiten der Dr. Otto und Ruth Brinkmann Stiftung geplant. Sie soll voraussichtlich im März 2009 in Höhe von 4.000 Euro erfolgen.
Stifterversammlung
Die zweite Stifterversammlung (mittlerweile zählt dieses Gremium 12 Mitglieder) fand im August 2008 statt. Die Anwesenden wurden ausführlich über die Aufgabenstellung dieser Versammlung und über bereits gelaufene bzw. noch anstehende Maßnahmen informiert. Zum neuen Kuratoriumsmitglied wurde der Waltroper Unternehmer Hans-Joachim Finkenbusch gewählt, der sich bereits im Vorfeld über längere Zeit hinweg vorbildlich für die Bürgerstiftung engagiert hatte.
Planung für 2009
„Unsere Überlegungen für das Jahr 2009 setzen sowohl auf Bewährtes als auch auf neue Ideen, mit denen wir auf unsere Bürgerstiftung EmscherLippe-Land aufmerksam machen möchten mit dem Ziel, weiterhin Gutes für die Region und die dort lebenden Menschen zu bewirken“, schauen Ludger Suttmeyer, Dr. Thomas Hölscher und Kuratoriumsvorsitzender Heinrich Lübke auf die kommenden Monate des Jahres.
Im Blickfeld steht zunächst wieder die in 2006 gestartete Reihe der Schulwettbewerbe: Die nunmehr vierte Staffel trägt den Arbeitstitel „Mit dem Einkommen auskommen – wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen und verstehen“. Der Wettbewerb richtet sich dieses Mal an die weiterführenden Schulen in der EmscherLippe-Land-Region. „Insgesamt sollen wieder 10.000 Euro an die erfolgreichsten Teilnehmer zur Ausschüttung kommen“, freut sich Dr. Thomas Hölscher auf eine Fortsetzung dieser bisher sehr erfolgreich verlaufenen Aktion.
Vorgesehen ist darüber hinaus ein Aufruf zur Teilnahme an der Umweltschutzaktion „SAMMEL MIT PFIFF“. Neun von zehn leere Tintenpatronen oder Tonerkartuschen landen in Deutschland immer noch auf dem Müll und belasten die Natur. Dabei sind sie bares Geld wert, das sich durch den Verkauf des Leerguts verdienen lässt. Geld, das der Bürgerstiftung EmscherLippe-Land und damit der Region zugute kommen soll.
„Geplant ist darüber hinaus sowohl im zweiten als auch im vierten Quartal 2009 die gezielte finanzielle Unterstützung von mindestens zwei Projekten in jeder der fünf Regionen. Geplant ist jeweils die Vergabe von 1.000 Euro.
Voraussichtlich im Monat August steht zudem die Stifterversammlung für 2009 an, in der die Mitglieder dieses Gremiums unter anderem über die zur Verfügung stehenden Stiftungsmittel informiert werden und auch weitere Anregungen zu deren Verwendung entgegengenommen werden.
Dass diese Planungen nur erfolgreich in die Tat umgesetzt werden können, wenn sie auf ein breites Fundament gestellt werden können, darin sind sich die in der Bürgerstiftung wirkenden Vorstands- und Kuratoriumsmitglieder einig. Ihre Bitte um weitere Unterstützung richtet sich deshalb an die Bürger und auch Unternehmen der Region. „Ob in Form von Spenden, Zustiftungen oder auch durch die Bereitstellung von Zeit zur ehrenamtlichen Mitarbeit – wir sind für jede Initiative dankbar, zeugt sie doch von entsprechender sozialer Einstellung und Mitverantwortung für die Verbesserung der Lebensqualität in unserem gemeinsamen Umfeld, teils sogar in unmittelbarer Nachbarschaft“, ist ihr zentrales Anliegen auch für das Jahr 2009.